Was ist Balintarbeit? Wozu Balintgruppen?

(Gemäß Info-Flyer der Deutschen Balintgesellschaft)

In einer Balintgruppe sitzen 8 – 12 Teilnehmer (meist Ärzte und Psychotherapeuten) unter der Moderation einer ausgebildeten Balintgruppenleiterin zusammen.

Während der 90-minütigen Gruppensitzung beschäftigen sich die Teilnehmer mit einer Arzt-Patient-Beziehung, die der vorstellende Kollege erhellt haben möchte. Er beschreibt die Begegnung mit einem Patienten aus der Erinnerung, ohne dass er hierzu Aufzeichnungen oder eine Krankenkartei benutzt. Es entsteht so ein erlebnis- und gefühlsnaher Eindruck vom Referenten, vom Patienten und von ihrer Beziehung zueinander.

Die Teilnehmer, die diesem Bericht zuhören, geben anschließend ihren Eindruck, ihre Gefühle und Fantasien dazu wieder. Hieraus entsteht ein komplexes Bild der Arzt-Patient-Beziehung, das der Vortragende sich schweigend aus der Distanz und in Ruhe betrachten kann. Er bekommt Anregungen für eine neue Sichtweise. Dies bietet die Möglichkeit, sich seiner Wirkung auf den Patienten (und umgekehrt) bewusster zu werden und seine eigenen Verhaltensmuster zu variieren, was zu einer "begrenzten, aber doch wesentlichen Wandlung in seiner Persönlichkeit" (Balint) führen kann. Andererseits lernt der vortragende Kollege, sich stärker auf den Patienten und dessen Erleben zu konzentrieren und dadurch über die Krankheit hinaus dessen Gesamtpersönlichkeit in ihren psychosozialen Kontextbedingungen im Auge zu behalten.

Die Teilnahme an (mindestens 15 Doppelstunden) in einer Balintgruppe ist in verschiedenen Facharzt-Weiterbildungs-Ordnungen als Baustein verankert und zur Abrechnung der Leistungen der psychosomatischen Grundversorgung obligat.

Darüber hinaus nutzen viele Ärzte und Therapeuten (und zunehmend auch Mitarbeiter anderer helfender Berufe) die Teilnahme an kontinuierlichen Balintgruppen im Sinne einer psychosozialen Ressource, um belastende Arzt-Patient-Beziehungen oder andere Verwicklungen im beruflichen Umfeld zu bearbeiten und besser zu verstehen. Damit gelingt es ihnen leichter, den ganzheitlichen Störungsbedingungen des Patienten gerecht zu werden, sich gegebenenfalls aber auch ausreichend abzugrenzen und somit dem eigenen möglichen "Burn-out" vorzubeugen.

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